Hospiz im Gespräch
Sabine Jammernegg im Gespräch mit Roswitha Fiedler
Seit fast einem Jahr ist Roswitha Fiedler Teamleiterin in Pischelsdorf im Bezirk Weiz. In ihre neue Aufgabe musste sie erst hinein-wachsen, aber mittlerweile macht ihr das Führen des kleinen aber feinen Teams ganz viel Freude.
Welche Herausforderungen sie meistern musste und was sie sich für 2013 wünscht, erzählte sie Sabine Jammernegg im persönlichen Gespräch.
SJ: Mit welchen Aufgaben sind Sie als Teamleiterin konfrontiert?
RF: Für mich gehört zu den größten Herausforderungen, meine Teammitglieder zu motivieren, noch mehr in die Begleitung zu gehen. Sie sollen sich wohl fühlen und wenn sie etwas belastet, auch damit zu mir kommen können. Ich will ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie wertgeschätzt und auch verstanden werden.
SJ: Welche Herausforderungen mussten im Jahr 2012 von der Hospizgruppe Pischelsdorf ge-meistert werden?
RF: In erster Linie der Teamleiterwechsel mit all den Unsicherheiten, die im Team dadurch aufgetaucht sind. Weiters war es schwierig, genug Ehrenamtliche für unser Hospizteam zu finden, dies ist uns leider im letzten Jahr nicht gelungen.
SJ: Was macht Sie stolz, wenn Sie an Ihre ehrenamtliche „Truppe“ denken?
RF: Dass wir so ein gutes Miteinander haben, die Ehrlichkeit untereinander und dass alle sehr intensiv mitarbeiten und sich einbringen.
SJ: Mit welchen Argumenten motivieren Sie jemanden für die Hospizarbeit?
RF: Ich versuche zu zeigen, dass es ein wunderbares Geschenk ist, für seine Mitmenschen etwas zu tun. Die Empathie, die während einer Begleitung entstehen kann, ist etwas sehr Schönes. Für einen Menschen, der schon so viel geleistet hat, einfach da zu sein und ihm Zeit zu schenken, bereichert das eigene Leben ungemein. Man bekommt sehr viel Dankbarkeit geschenkt und auch das Gefühl, für jemanden wichtig zu sein. Alles Argumente für mich, die die Hospizarbeit so wertvoll machen.
SJ: Was sagt Ihre Familie zu Ihrem ehrenamtlichen Engagement für den Hospizverein?
RF: Sie finden es gut, dass ich das mache und meine Tochter unterstützt mich auch immer wieder bei der einen oder anderen Schreibarbeit.
SJ: Hat sich der Umgang mit dem Tod bei Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Freunden verändert?
RF: Auf jeden Fall, wir reden jetzt viel mehr darüber. Freunde kommen mit ihren Problemen zu mir. Meine Schwiegermutter hat mir beim Tod ihres Mannes volles Vertrauen geschenkt. Wir reden heute noch immer über die letzten Stunden, wie wir sie gemeinsam erlebt haben.
SJ: Wie würden Sie Ihrer siebenjährigen Nichte Lena die Hospizarbeit erklären?
RF: Ich darf zu Menschen, die schwer krank sind, hingehen und ihnen Zeit schenken. An ihrem Bett sitzen und für sie da sein. Wir müssen dabei nicht immer miteinander reden.
SJ: Was wünschen Sie sich für Ihre Arbeit als Teamleiterin für das Jahr 2013?
RF: Am meisten wünsche ich mir genug Interessierte, damit wir in Pischelsdorf einen Hospiz-Grundkurs anbieten können. Wichtig ist mir auch noch, dass wir weiterhin so ein gutes Miteinander im Team haben. Außerdem hoffe ich, dass ich eine passende Hospizpatin für unsere Gruppe finde.
SJ: Was ist das Schöne an Ihrer ehrenamtlichen Arbeit?
RF: Die Dankbarkeit derer, die ich begleite, sowie auch von den Angehörigen. Das Gefühl ge-braucht zu werden und die Freude, die ich von den Begleitenden geschenkt bekomme, diese Augenblicke trage ich oft einen ganzen Tag mit mir herum.
SJ: Haben Sie Angst vor dem Sterben?
RF: Manchmal schon und dann auch wieder nicht. Ich glaube, dass der Sterbeprozess sehr viel Kraft kostet, aber das Gehen selbst ist dann nicht mehr so schlimm. Ich wünsche mir, dass ich auch so friedlich sterben darf, wie der eine oder andere den ich schon dabei begleiten durfte.
Über die Person
Roswitha Fiedlererblickte am 25.10.1963 in Graz das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie in Kalch im Bezirk Weiz, sie lebt seit 25 Jahren in Postelgraben in der Gemeinde Albersdorf-Prebuch. Sie ist verheiratet und Mutter eines 21-jährigen Sohnes und einer Tochter mit 23 Jahren. Derzeit arbeitet sie als zahnärztliche Assistentin in der Gebietskrankenkasse in Weiz. Ihre Hospizausbildung absolvierte sie 2004. 2005 wurde das Hospizteam in Pischelsdorf gegründet, das sie nun seit Februar 2012 leitet. Es zählt mit seinen zwölf Teammitgliedern zu den eher kleinen Hospizteams in der Steiermark.