Hospiz im Gespräch
Melitta Deutschmann, Leiterin vom Hospizteam Graz-Umgebung Nord in Frohnleiten, mit Sabine Jammernegg im Gespräch
Melitta Deutschmann war 35 Jahre in der Betreuung und Pflege alter Menschen als Diplomkrankenschwester tätig und seit gut einem Jahr ist sie in Pension. Vor zehn Jahren hat sie die Hospizausbildung gemacht und ihre Erfahrungen unterstützten sie bei ihrer Arbeit. Beim Hospizverein engagiert sie sich seit über zehn Jahren und seit März 2013 ist sie Teamleiterin in Frohnleiten. Wie es ihr dabei geht und was sie bewegt, hat sie Sabine Jammernegg im persönlichen Gespräch erzählt.
SJ: Warum haben Sie sich für diese ehrenamtliche Aufgabe entschieden?
MD: Ich gehe gerne auf Menschen zu. Das Dasein für andere ist mir wichtig. Ich schenke gerne Zeit und die Erfahrungen, die ich bereits machen durfte, haben mein Leben geprägt.
SJ: Was zeichnet Ihre Gruppe aus und worauf sind Sie stolz, wenn Sie an Ihre Teammitglieder denken?
MD: Sie sind sehr engagiert und ich kann mich auf sie verlassen. Ich bin stolz, dass sie mit mir gemeinsam den Hospizgedanken teilen.
SJ: Was wünschen Sie sich für Ihr Team?
MD: Dass alle lange motiviert sind und Ausbildungen besuchen. Wichtig ist mir auch noch, dass sie gut auf sich schauen.
SJ: Wie sehen Sie Ihre ehrenamtliche Tätigkeit im gesellschaftspolitischen Zusammenhang?
MD: Ich kann einen Beitrag leisten, dass andere Menschen würdevoll sterben dürfen. Durch jeden Ehrenamtlichen bekommt das Thema Sterben mehr Platz in unserer Gesellschaft. Das hilft bestimmt vielen, dass sie besser damit umgehen können.
SJ: Welche Erfahrung hat Sie bisher am meisten geprägt?
MD: Die Erkenntnis, dass es so viele unterschiedliche Sterbephasen gibt.
SJ: Wie möchten Sie selbst einmal Abschied nehmen von dieser Welt?
MD: Vor allem würdevoll, ohne Schmerzen und im Kreise meiner Lieben. Wichtig ist mir auch noch, dass ich alles aufgearbeitet habe. Ich möchte nicht plötzlich aus dem Leben scheiden. Ich würde gerne Abschied nehmen von den Menschen, die mir nahestehen.
SJ: Was sagen Freunde zu Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit?
MD: Ich werde immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob ich nichts zu tun habe, und mit der Aussage, ich hätte ja in meinem Beruf so viel Leid gesehen. Weiters fragen sie mich, ob ich dafür etwas bezahlt bekomme. Sie sagen auch, dass das ja so traurig ist. Großteils werde ich aber dafür bewundert.
SJ: In Wien gibt es ein eigenes Kinderhospiz. In der Steiermark wird daran gearbeitet, die Angebote auch für Kinder auszuweiten. Eine gute Entscheidung?
MD: Ja, auf alle Fälle. Ich glaube, dass vor allem das Pflegepersonal, Geschwisterkinder und Angehörige in der Begleitung von schwer kranken und sterbenden Kindern Unterstützung brauchen.
SJ: Denken Sie, dass man sich vor dem Sterben fürchten muss?
MD: Nein, wenn man richtig betreut wird, nicht. Wenn man gut aufgehoben ist und es einem auch gelingt, Unterstützung von außen anzunehmen, wenn man sie braucht, dann ist ein angstfreies Sterben bestimmt möglich. Wichtig ist bestimmt, genug Zeit zu haben, sich zu verabschieden.
SJ: Der Hospizverein feierte letztes Jahr sein 20-Jahr-Jubiläum. Was wünschen Sie dem Verein für die Zukunft?
MD: Viele engagierte Mitglieder und auch die nötigen finanziellen Mittel für die Arbeit. Gesellschaftliche Akzeptanz und viele Menschen mögen auch in den nächsten 20 Jahren auf die tolle Arbeit des Vereins aufmerksam werden.
Sabine Jammernegg ist bereits seit Längerem als Gastautorin für die Hospizzeitung tätig und hat ihre Erfahrungen auch im Rahmen einer Fortbildung an die steirischen TeamleiterInnen weitergegeben
Über die Personen
Melitta Deutschmann
Melitta Deutschmann erblickte am 18. April 1956 in St. Lambrecht das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie in Rettenegg im Bezirk Weiz. Sie lebt seit 36 Jahren in Frohnleiten. Sie ist verheiratet und Mutter einer 39-jährigen Tochter. Das Team in Frohnleiten hat zwölf ehrenamtliche Mitglieder. Ihre Hobbys sind Sport, Lesen, Kochen und ihre Familie. Hunde sind ihre Lieblingstiere und Rosen mag sie besonders gern. In ihrem Kühlschrank muss immer Milch sein und ins Steirereck am Pogusch geht sie gerne essen.
Sabine Jammernegg
Geboren 1971 in Eibiswald. Aufgewachsen mit vier Geschwistern in der schönen Südwest-Steiermark. Schullaufbahn: Volksschule, Hauptschule und Handelsschule. Im zweiten Bildungsweg Matura und Medienkundlicher Lehrgang an der Uni Graz. Lebt seit über 20 Jahren in Graz. Diverse berufliche Tätigkeiten: Finanzamt, Hotel in Saalfelden, Anwaltskanzlei, zehn Jahre Personalabteilung des Landes Steiermark, seit 2005 Pressereferentin beim Land Steiermark. Hospizausbildung: September 2012 bis November 2013. Lebensmotto: Gemeinsam geht vieles leichter. Lebensglück: große Familie, wertvolle Freunde und ein liebevoller Partner.