Demenz – Spurensuche in der Begleitung
Fortbildung des Hospizvereines mit Mag.a Waltraud Wiener
Neben den speziellen Fortbildungslehrgängen zur Trauerbegleitung und zur Begleitung von Kindern bietet der Hospizverein auch regionale Fortbildungen zum Thema Demenz an. Damit soll der zunehmenden Häufigkeit dieser Erkrankung Rechnung getragen und besonders den Ehrenamtlichen in den Regionen die Möglichkeit zur Weiterbildung geboten werden. Für manche scheitert eine Fortbildung ja schon an der räumlichen Entfernung zu Graz.
Zwei Wochenenden, also insgesamt 24 Einheiten, erscheinen sicher manchen eine sehr lange Zeit, um sich mit dem Thema Demenz auseinanderzusetzen. Erfährt man jedoch vom Umfang dieses Fortbildungsangebotes für HospizmitarbeiterInnen, werden die veranschlagten Stunden viel zu kurz.
Allein das vielfältige, weitläufige Erscheinungsbild und die Unterscheidung der Demenzerkrankungen von anderen psychiatrischen Krankheitsbildern machen klar, dass viel Zeit benötigt wird, um wenigstens einen Überblick über die Problematik zu bekommen.
Was ist eigentlich Demenz? Wir verbinden es im Allgemeinen mit „vergessen“ oder „nicht (mehr) erinnern“ – Demenz wird daher auch als Krankheit der Verluste bezeichnet.
Die Ursachen einer Demenz-Erkrankung sind trotz intensiver Forschung noch nicht vollständig geklärt. Bevor erste Symptome auftreten, können schon zehn bis dreißig Jahre vorher im Gehirn Veränderungsprozesse stattfinden. Im Gehirn eines Demenzkranken verändern sich die Nervenzellen, sie schrumpfen und Nervenzellkontakte gehen verloren. Bildlich gesprochen werden einzelne Informationen wie auf einer Festplatte unwiederbringlich gelöscht. Das wird aber nicht sofort bemerkt, denn unser Gehirn ist trainiert, fehlende Informationen durch neue Verknüpfungen zu „ersetzen“.
Aus der Fülle der Informationen (Arten der Demenz, Häufigkeit, Symptome, vorbeugende Verhaltensweisen etc.) nachstehend einige Auszüge:
Als Warnzeichen können gesehen werden:
- Wiederholt die gleiche, schon beantwortete Frage stellen
- Immer wieder dieselbe Geschichte erzählen
- Plötzlich nicht mehr wissen, wie z. B. Kartenspiele oder die TV-Bedienung funktionieren
- Probleme im Umgang mit Geld, Verrechnungen etc.
- Aufgaben werden häufiger delegiert als früher
- Alltagsgegenstände werden häufiger verlegt als früher
- Fähigkeit zur Aufnahme und Wiedergabe neuer Informationen nimmt ab
- Störungen des Denkvermögens (vernünftiges Handeln ist beeinträchtigt, Verarbeitung von Informationen wird verlangsamt bzw. gestört, Ideenfluss wird behindert)
- Störung emotionaler Kontrolle
- Antrieb und Motivation sind vermindertDiese Anzeichen bzw. einige davon müssen jedoch über einen längeren Zeitraum (mindestens sechs Monate) bestehen. Wichtig ist auch die Unterscheidung einer Demenzerkrankung von einer Depression.
Anzeichen für Altersvergesslichkeit | Anzeichen für (Alzheimer-)Demenz |
Vorübergehende Vergesslichkeit | Andauernde Vergesslichkeit |
Bei intensivem Nachdenken fällt dem/der Betroffenen das Vergessene meist wieder ein | Der/Die Betroffene kann sich an das Vergessene trotz intensiven Nachdenkens nicht mehr erinnern |
Soziale Kontakte bleiben erhalten | Der/Die Betroffene zieht sich aus seinem sozialen Umfeld oftmals zurück |
Verlegen von Gegenständen und Vergesslichkeit treten nur gelegentlich auf | Verlegen von Gegenständen und Vergesslichkeit treten regelmäßig auf |
Wichtig für uns HospizmitarbeiterInnen ist nicht nur das Erkennen, sondern ganz besonders der Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen.
Diesem Thema war der zweite Block dieser Fortbildung gewidmet. Aus Untersuchungen weiß man, dass uns die Kranken etwas mitteilen wollen, wir jedoch oft nicht in der Lage sind, das zu entschlüsseln. Die Folge davon ist häufig aggressives Verhalten, das die Hilflosigkeit der Angehörigen steigert und meist in schwer auszuhaltenden Situationen endet. Kompetenter Umgang mit Demenzkranken erleichtert das Leben der Kranken und ihrer Angehörigen, erleichtert aber auch uns deren Begleitung!
Es war eine sehr umfangreiche Wissensvermittlung mit Beispielen aus der Praxis und vielen Diskussionsmöglichkeiten – für alle Interessierten sehr empfehlenswert!
Mag. Paula Glaser, MA