„Ich bin froh, dass sie vor mir gegangen ist.“
Josefine Pilz, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Hospizteams Graz, hat schon etliche Menschen begleitet. Besonders berührt hat sie aber die Betreuung von Frau K. und ihrem Mann. Ein Ehepaar, das sich trotz altersbedingter Beschwerden gegenseitig immer liebevoll unterstützt hat – solange es irgendwie möglich war. Die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe.
Jeden Tag ein Besuch
„Frau K. war acht Jahre in der Albert-Schweitzer-Klinik“, erinnert sich Josefine Pilz. „Herr K. hat seine Frau jeden Tag besucht, wenn es seine Gesundheit erlaubte und es im Sommer nicht zu heiß war. Oft sind wir uns im Bus begegnet, oder wir haben geplaudert, wenn er mit seiner Frau im Park auf einer Bank saß. So ist eine Freundschaft entstanden. Wenn er nicht kommen konnte, hat er immer angerufen, weil er wusste, dass eine Frau sonst traurig war.“
Friedlicher Abschied
„Früher, als Herr K. nach dem Krieg schwer krank nach Hause gekommen ist, hat Frau K. ihren Mann liebevoll gepflegt“, erzählt Josefine Pilz weiter, „und selbst noch im Pflegeheim hat sie ihm immer die Zeitung vorgelesen, weil er mit seinen Augen Probleme hatte. So haben sie einander immer unterstützt und waren füreinander da. Als sich im letzten Jahr der Zustand von Frau K. verschlechterte, habe ich sie regelmäßig einmal pro Woche besucht. Anfang Dezember hat mich eine Kollegin angerufen, ob ich am Abend kommen könnte. Ich bin dann bei ihr gesessen, sie hat mir die Hand gedrückt und ist friedlich gestorben. Etwas später ist dann der Ehemann gekommen und wir sind noch eine Zeit lang zusammengesessen und haben über alte Zeiten geplaudert. Das hat ihm gutgetan.“ Schließlich sagte Herr K. zum Abschied: „Eigentlich bin ich froh, dass meine Frau vor mir gegangen ist, jetzt braucht sie nicht mehr traurig sein, wenn ich nicht kommen kann!“
Herr K. ist 96 Jahre alt (Anm. d. Red.).
Gaby Valentinitsch