Group 3

Berührt sein – berühren lassen

Ein kleines Dorf, man kennt sich, man sieht und trifft einander immer wieder zufällig. Eines Tages kommt ein unerwarteter Anruf an das Hospizteam Mürztal. Christa bittet um Unterstützung, da die Erkrankung ihres Mannes Karl weit fortgeschritten ist. Liebevoll wird er zu Hause von seiner Frau und den Kindern gepflegt. Christa möchte ihrem Mann ein würdevolles Sterben zu Hause ermöglichen. Aber es gibt so viele offene Fragen und Ängste. Und da sind auch jede Menge gut gemeinter Ratschläge. „Was von all dem ist richtig?“ möchte Christa von Hospizbegleiterin und -teamleiterin Roswitha Fraiss wissen.

Das Ehepaar pflegt einen sehr liebevollen, wertschätzenden Umgang miteinander. Das ermöglicht viele ehrliche, offene und berührende Gespräche, besonders mit den Kindern. Die Hospizbegleiterin Roswitha Fraiss kommt, wenn sie gebraucht wird. Zum Reden, zum Zuhören, zum Ausweinen, zum Trösten, aber auch zum Beraten… Im Rahmen ihrer Besuche wird alles angesprochen, auch der nahende Tod. Es wird nichts verdrängt, vieles wird miteinander „aufgearbeitet“. Nach gegenseitigem Verzeihen und Vergeben stellt sich ein Gefühl der Dankbarkeit und Zufriedenheit über das gelebte Leben ein.

Bei den Treffen geht es immer um den Abbau von Ängsten – und um wichtige Fragen, wie beispielsweise: „Erkenne ich, ob mein Mann unter Schmerzen leidet? Was mache ich, wenn er weder Essen noch Trinken will? Krankensalbung – ja oder nein? Halte ich sein Sterben aus?“ Auf viele Fragen gibt es Antworten. „Wir reden und diskutieren über verschiedenste individuelle Maßnahmen und Möglichkeiten – immer das Ziel vor Augen, das Beste für Karl zu ermöglichen. Sogar einen Herzenswunsch konnten wir noch erfüllen: einen letzten Ausflug zum Reiterhof der Tochter!“ erzählt die Hospizbegleiterin.

Karls Herzenswunsch, ein Ausflug zum Reiterhof seiner Tochter, konnte erfüllt werden.

Mit Unterstützung der Hausärztin und des Hospizteams, vor allem aber durch die unglaubliche Stärke von Christa in dieser schweren Zeit, wird erreicht, dass Karl völlig mit sich selbst im Reinen ist. Es scheint, es ist alles gut. Eingebettet in der Liebe seiner Familie kann Karl zu Hause für immer friedlich einschlafen.

(Roswitha Fraiss, Hospizteam Mürztal)