Group 3

Ein weißer Vauxhall Viva, Rupert und ich
(Ein unvergesslicher Sommer)

„Es war im Jahr 1973, unsere Kinder waren gerade zwei und fünf Jahre alt. Ein befreundetes Ehepaar hat uns erzählt, dass es Pfingsten in Mali Losinj verbringen wird – an der Sonnenbucht. Ich habe dann den Entschluss gefasst, dass mein Mann und ich auch dorthin fahren und die beiden dort überraschen. Wir hatten damals kein Auto, und deshalb habe ich kurzerhand eines gekauft. Ich erinnere mich noch genau, dass es ein Donnerstag war. Ich habe einen uralten weißen Vauxhall Viva erstanden. Mein Mann war total überrascht. Er wurde rasch angemeldet, wir haben unsere Kinder zu den Großeltern gebracht und sind am Sonntag darauf losgefahren. Es war eine unglaublich abenteuerliche Fahrt. Wir hatten immer alle Fenster offen, weil das Auto ununterbrochen geheizt hat. Als wir auf die Insel übergesetzt haben und einige Zeit auf der Landstraße unterwegs waren, begann das Auto zu stottern und rucken – und ist plötzlich gestanden. Mein Mann meinte, dass wir es jetzt wohl nur mehr den Hügel hinüber ins Meer schieben könnten. Die Rettung war das einzige Auto hinter uns. Als sich nämlich herausstellte, dass die Ursache der leere Tank war, haben sie mit etwas Benzin ausgeholfen. So sind wir bis in den Ort Cres gekommen, wo mein Mann dann mit Hilfe eines Einheimischen eine Tankstelle ausfindig machen konnte. Gleich nachdem wir in Mali Losinj ein Hotelzimmer gefunden hatten, haben wir uns zur „Sonnenbucht“ aufgemacht. Dort ist tatsächlich unser befreundetes Ehepaar in der Sonne gelegen. „Hallo Herr Sauseng“ hat mein Mann gerufen. Dieser war völlig weg und hat zurückgerufen: „Bist du hier auf Montage?“ Es hat sich dann alles aufgeklärt, es gab ein riesiges Gelächter, und wir haben mit unseren Freunden einige sehr schöne Tage verbracht.
Übrigens: Mich hat die Lust aufs Autofahren so sehr gepackt, dass ich zuhause gleich den Führerschein gemacht habe. Und da bin ich immer mit unserem Vauxhall Viva zum Unterricht gefahren – das war Stadtgespräch in Leibnitz. Sogar mein Fahrlehrer hat es gewusst, der hat nämlich über uns gewohnt. Zwei Tage bevor ich den Führerschein abholen konnte, habe ich dann einen Auffahrunfall verursacht. Und weil ich nicht mehr wusste, wie dieses Auto geheißen hat, habe ich jetzt, vor diesem Gespräch den Herren angerufen, dem ich einst unseren Vauxhall Viva verkauft habe.“
(Anneliese Schöninger)

Rupert Schöninger ist vergangenen Sommer an Krebs verstorben. Seine Frau Anneliese (rechts im Bild) berichtet Hospizbegleiterin Heidi Fuchs, Team Leibnitz, oft von gemeinsamen Erlebnissen mit ihm. Wie etwa von jenem unvergesslichen, das sie auch uns von „DaSein“ erzählt hat.