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Da sein für Menschen, solange sie es brauchen

Wenn Heidi Fuchs etwas anfängt, dann macht sie es gründlich und mit viel Herzblut. Mit Juni 2021 hat die Leiterin des Hospizteams Leibnitz auch den Vorsitz im Verwaltungsausschuss (VWA) des Hospizvereins Steiermark übernommen. Dabei kommen der Mutter von fünf erwachsenen Kindern – vier eigene und ein Pflegekind – und 14-fachen Großmutter ihr Organisationstalent und ihr gutes Zeitmanagement zugute. Was sie an der Hospizarbeit fasziniert und was sie in den kommenden drei Jahren bewegen will, erzählt sie im Interview.

Liebe Heidi, wie und wann bist du zum Hospizverein gekommen?
2005 hatten wir in der Familie in kurzen Abständen drei Todesfälle, das hat mich ziemlich mitgenommen. Einige Jahre später war in der „Woche“ ein großer Artikel über Hospiz, auch über das Team Leibnitz. Da habe ich mich sofort angesprochen gefühlt und mich 2014 für die Hospizausbildung angemeldet. Ab da war es dann klar, dass ich das machen möchte. 2015 habe ich als Ehrenamtliche im Team Leibnitz begonnen und 2017 die Leitung übernommen. Es ist mir ein Herzensanliegen, die Hospizidee mit meinem Team weiter zu tragen.

Was fasziniert dich an der Hospizarbeit?
Zeit ist heutzutage ein kostbares Gut. Und meist gibt es davon zu wenig, vor allem bei schwerer Krankheit oder wenn man einen Menschen verliert. Ich habe selbst erlebt, wie schnell der Alltag zurück ist, da bleibt oft keine Zeit für Trauer. Im Hospizverein habe ich die Möglichkeit gesehen, dagegen etwas zu tun. Hospizarbeit ist Da Sein für Menschen, solange sie es brauchen. Diese Geduld und diese Zeit bringen die HospizbegleiterInnen auf! Diesen Weg mitzugehen, ohne zu bewerten – das macht es für mich aus.

Wie schaffst du es, dich abzugrenzen?
Ich fühle mit, aber ich leide nicht mit. Das ist ein Unterschied. Ich mache die Geschichte der Menschen, die ich begleite, nicht zu meiner! Die Voraussetzung dafür bringt man meist mit und die Ausbildung hilft sehr dabei.

Was möchtest du als VWA-Vorsitzende bewegen und wie willst du es umsetzen?
Das größte Anliegen ist mir ein gutes und ehrliches Miteinander mit allen! Mit dem Markenbildungs-prozess steht uns ja eine Reihe von Veränderungen bevor. Ich hoffe sehr, dass sich alle darauf einlassen können. Das VWA-Café, das meine Vorgängerin ins Leben gerufen hat, möchte ich unbedingt beibehalten. Das gibt uns die Möglichkeit, uns auszutauschen und miteinander im Gespräch zu bleiben. Und es hilft, Probleme zu lösen. Mit den bevorstehenden Öffnungen kommen hoffentlich wieder mehr Möglichkeiten für das persönliche Miteinander – das ist wichtig, obwohl das Virtuelle eine gute Ergänzung ist.

Was wird in der Zukunft die größte Herausforderung sein?
Ein wesentlicher Punkt ist, dass sich immer weniger Ehrenamtliche bereit erklären, leitende Funktionen zu übernehmen. Deswegen möchte ich die Teamleiter Stellvertreterinnen mehr einbinden, das werden wir für die Zukunft brauchen. Ganz wichtig ist mir auch die Wertschätzung. Ehrenamtliche bekommen keine Bezahlung, umso mehr muss man ihnen anderweitig Wertschätzung entgegenbringen und auch kommunizieren!

Hat die Hospizarbeit deine Einstellung zum Tod verändert?
Ja! Früher wollte ich immer schnell sterben, am liebsten im Schlaf. Seit ich Einblick habe in die Palliativarbeit, habe ich mich auch mit dem Tod beschäftigt. Heute wäre es mir wichtig, Zeit zu haben, um Abschied zu nehmen. Und ich wünsche mir sehr, in meinen letzten Stunden nicht allein zu sein!

(Gaby Valentinitsch)

Heidi Fuchs im Wordrap:

Sternzeichen: Wassermann
Ein guter Tag beginnt mit: einer Tasse Kaffee und genug Zeit für das Frühstück
In meiner Freizeit: lese ich gerne und bin für meine Familie da.
Glück ist für mich: ein schönes Gefühl
Mein Traumjob als Kind war: Sozialarbeiterin
Am meisten ärgert mich: Sturheit
Lachen kann ich über: vieles, auch über mich
Meine letzten Worte sollen sein: „Schön war`s“