Gedanken einer ehrenamtlichen Hospizbegleiterin
Warum Ehrenamt? Warum Hospizbegleitung? Erni Baierl macht sich rund um diese Fragen immer wieder Gedanken. Uns nimmt sie diesmal mit auf eine solche Gedankenreise:
„Wenn ich zu einer Begleitung gerufen werde, heißt das in eine momentane Situation eintauchen, meine Gedanken schon auf dem Weg dorthin zu sammeln, den Alltag, meinen Alltag ein Stück beiseite zu schieben, bevor ich ein Zimmer betrete, durchzuatmen und zu versuchen, ganz bei mir zu sein. Die momentane Situation erkennen. Was braucht es? Darauf eingehen, was auch immer von mir erwartet wird. Gespräche mit Angehörigen – sie mitbegleiten – für sie Ansprechperson sein. Auf den Menschen zugehen. Erkennen, in welcher Lebenssituation er sich befindet, in Kontakt kommen. Manchmal auch ohne Worte – durch Gesten, durch Berührung, durch Blicke, durch Mitgefühl. Aushalten, dableiben. Dasein.
Sollte ein Gespräch mit dem Sterbenden nicht mehr möglich sein: auf den Atem dieses Menschen hören, diese Stille aushalten. Die besondere Situation erkennen: eine unregelmäßige Atmung hören, dann wieder diese Stille – durch Atempausen. Diese besondere Stille! Bewusst zuhören – das Geräusch des Sauerstoffgerätes …
Auf der anderen Seite das pure Leben – eine geöffnete Balkontür. Musik aus dem Radio. Lachen, Sprechen, Fröhlichkeit. Ein Fest der Pflegeheimbewohner im Garten – spürbare Lebensfreude! Dieses Spüren von Leben und das Spüren von nahem Tod! Dieses Wahrnehmen von Leben und Tod.
Begleitung schafft Beziehung zu anderen Menschen. Danke sagen für ein besonderes Geschenk. Ich sehe es als meine Aufgabe, für andere Menschen da zu sein. Eine Bereicherung für mein Leben – ich bin für diese besonderen Begegnungen sehr dankbar!