Group 3

Hospizbegleitung im Dreierteam

Aufrichtigkeit und Empathie – wichtige Säulen auf unserem gemeinsamen Weg

 Als im Mai vor einem Jahr unsere Hospizkollegin und Freundin nach einer dramatischen Erkrankung im Jugendalter mit einer neuerlichen Krebsdiagnose konfrontiert war, wussten nur einige wenige davon. Wir akzeptierten den Wunsch, Stillschweigen zu bewahren. Gemeinsam mit der Familie unterstützten wir bei Fahrten ins LKH, trafen uns zu Gesprächen und halfen den immer mühsamer werdenden Alltag zu meistern.

Nach einer neuerlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes wurde eine stationäre Betreuung nötig. Sabine entschied sich klar für die Hospizbegleitung von uns dreien in Kooperation mit der Familie und einigen ausgewählten FreundInnen. So organisierten wir uns mit fixen Besuchstagen und versprachen Sabine, sie in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten. Die Stationen waren die Palliativabteilung am LKH Fürstenfeld, ein Aufenthalt im LKH Graz nach einer orthopädischen Operation, die Palliativabteilung im Krankenhaus der Elisabethinen und schließlich von Oktober bis April das Hospiz in der Albert Schweizer Klinik in Graz.

Sabine Rindler

Dort im Hospiz war es möglich, das Zimmer sehr persönlich nach den Wünschen von Sabine zu gestalten; mit einer Fotowand, einer Pendeluhr und einer der Jahreszeit angepassten Dekoration. Lebensqualität bis zuletzt war in vielen Belangen spürbar. Sabine betonte oft, wie gut es ihr jetzt trotz alledem gehe … ja, dass sie Glück (!) empfinde. Gemeinsam haben wir ihren Abschied besprochen und geplant: keine Trauerbekleidung, den Sommernachtswalzer von H. Pixner, ein Gläschen Baileys für alle … Diese Leichtigkeit fände bei der Baumbestattung in Fürstenfeld mit Seifenblasen Ausdruck, begleitet vom Gospelchor „Oh happy Day“.

Unerwartet verbesserte sich die Verfassung von Sabine, sie gewann Selbstständigkeit und Eigenaktivität zurück und gestaltete mit Freude, Kreativität und ein wenig Unterstützung ihre verbleibende Lebenszeit in ihrem letzten Zuhause. Sabine wusste genau, wen sie um etwas bitten konnte, entschied autonom, wann ein Besuch zu anstrengend wurde oder mit wem sie ihre Puzzles weiterbaute. Mit ihrer großen Familie feierte sie ihren Geburtstag mit Hilfe des wunderbaren Teams im Albert Schweitzer Hospiz. Jeder kam gerne in die ruhige Atmosphäre in ihr Zimmer.

Eine besondere Idee von Sabine war das „HOSPIZ-Tagebuch“ in Form von Kommentaren und Anmerkungen in dem philosophischen Buch „Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd“, in das jede/r BesucherIn eingeladen wurde, etwas hineinzuschreiben. Daraus ergaben sich tiefgehende Gespräche und lustige Dialoge. Ein Beispiel aus diesem Schatz, aus dem auch bei der Verabschiedung gelesen wurde: „Was ist das Tapferste, das du je gesagt hast?“ fragte der Junge. „Hilfe“, sagte das Pferd. „Hilfe … ich kann alleine nicht … lass es uns gemeinsam versuchen … meine Geduld ist am Ende …ich brauche dich.“ „Freundlich zu sich selbst sein, ist eine der größten Freundlichkeiten,“ sagte der Maulwurf.

Das Interesse an unterschiedlicher Literatur ist Sabine bis fast zuletzt geblieben. Sie nutzte verschiedene „Bücherquellen“ und fand es bemerkenswert, wie unterschiedlichen Büchergeschmack es gab. Isabella besuchte Sabine einen Tag vor ihrem Tod in einer Atmosphäre der Ruhe und des Friedens. Auch in diesen letzten Tagen hatte Sabine keine wesentlichen Schmerzen und sie war frei von Angst. Die große Offenheit, die Ehrlichkeit im Umgang mit der lebensbedrohlichen Erkrankung und genauso die Dankbarkeit und Freude an kleinen Dingen des Alltags sind Kennzeichen dieser für uns alle bereichernden Begleitung. Sabine wusste, dass wir uns miteinander besprachen und sie schätzte auch unseren regelmäßigen Kontakt mit ihrer Mutter. Wir sind in diesem Jahr zusammengewachsen, mit Wertschätzung füreinander und Vertrauen in ein Miteinander. Diese Begleitung hat uns zu tiefer Freundschaft geführt, die unvergessen sein wird. Auch Sabine hat vieles in diesen letzten Monaten dazugewonnen. Sie hat uns Zeit gegeben, Abschied zu nehmen.

Bei der Verabschiedung wurde das große soziale Netz, das Sabine gebaut hatte, sichtbar. Wir haben erlebt, wie ein junges Leben Vollendung fand.

Dem Hospizverein danken wir für die Möglichkeit und die finanzielle Unterstützung durch Übernahme der Fahrtkosten.

Renate Kaufmann, Isabella Ambrosch, Christine Kiffmann-Duller, Hospizteam Fürstenfeld