Ein Kleinkind und der Tod
Eine Oma versucht ihrer Enkelin (dreieinhalb Jahre alt) Sterben und den Tod zu erklären, als Vorbereitung auf den Tag, an dem ihre beste Freundin – eine 13-jährige Hündin – nicht mehr sein wird. Bei jedem Besuch wurde die Hündin als erstes begrüßt und bekam ein Leckerli. Die gegenseitige Liebe zwischen den beiden war wunderschön.
Der Tag des Abschiedes würde kommen, die gesamte Familie spürte und wusste es, aber jeder versuchte es zu verdrängen. Ich als Oma, die beruflich viel mit Sterben und dem Tod konfrontiert war, wusste, dass wir unser Enkelkind Laura einbeziehen müssen. Sie muss es sehen, um es in ihrem Alter verstehen und verarbeiten zu können. An einem Tag, zirka 14 Tage vor dem Tod der Hündin, haben meine Enkelin und ich einen toten Maulwurf in der Nähe unseres Hauses gefunden. Das war die erste Chance, Laura mit dem Thema vertraut zu machen und sie auf das, was kommen mag, vorzubereiten.
Ich habe ihr gesagt, dass der Maulwurf gestorben ist. Laura fragte immer wieder: „Warum?“ und „Wieso ist er gestorben?“ Ich habe ihr erklärt, dass er nicht mehr atmet, er kann die Augen nicht mehr öffnen und er bewegt sich nicht mehr und dass wir ihn begraben werden. Auf die Frage, warum er gestorben ist, konnte ich ihr keine Antwort geben. Die Kleine schlussfolgerte, dass er vielleicht überfahren wurde, da er nicht gut aufgepasst hat.
Wir beerdigten den Maulwurf unter einem Baum. Daraufhin wollte sie die Erde wieder weggeben und nochmal schauen. Ich habe ihr erklärt, dass wir den Maulwurf nun ruhen lassen, sie aber gerne eine Blume auf die Stelle legen kann. Das hat sie dann auch gemacht. Einige Tage später wiederholte es sich mit einem weiteren toten Maulwurf.
Der Tag kam und unsere Hündin wurde schwer krank. Unser Enkelkind kam und wich der Hündin nicht mehr von der Seite, bis sie eingeschläfert wurde. Beim Einschläfern selbst war Laura nicht dabei, aber danach wieder. Sie hat die tote Hündin berührt und gestreichelt, hat zur ihr Plüschtiere und Leckerli gelegt. Auch dieses Mal hat sie wieder gefragt, warum sie gestorben ist und ob sie jetzt kein „Aua“ mehr hat. Wir erklärten ihr, dass sie nun kein „Aua“ mehr hat. Die Tage darauf wollte sie immer wieder die Leine der Hündin holen und spazieren gehen und streckte ihre Arme in den Himmel und sagte: „Du fehlst mir!“ Wir stimmten ihr zu und sagten, dass sie uns auch fehlt. Für unsere Enkelin ist die Hündin im Himmel, und nun können die Urlis, die Urgroßeltern, sie streicheln.
Wir, die Familie, glauben, dass es die richtige Entscheidung war, die Kleine einzubeziehen, da sie sonst nicht verstanden hätte, weshalb ihre Hundefreundin nicht mehr da ist. Auch jetzt, Monate später, spricht Laura noch sehr häufig von der Hündin. Das Leckerli bekommt nun nicht mehr die Hündin, sondern die Katzen. Sie hat ein Herz für Tiere.
Laura mit ihrer besten Freundin.
(Josefine Fischer, Hospizteam Bad Radkersburg)