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„Es ist ein Wahnsinn, was man als junger Mensch bei einer Begleitung lernen kann!“

Auf den ersten Blick ist Christian ein junger Mann, wie viele andere auch: ein netter Kerl mit einem sympathischen Lächeln – Jeans und Lederjacke. Der 25-jährige Weststeirer arbeitet als Buchhalter, liebt die Natur, geht in der Freizeit gerne joggen und wandern, mag Gartenarbeit, hat Katzen – und er hat eine Partnerin. Aber dann ist da noch etwas, das Christian wesentlich von jungen Männern seines Alters unterscheidet: Er hat im Februar 2024 das Hospizgrundseminar abgeschlossen und steckt nun bereits mitten im Praktikum. Denn Christian Schweighart hat ein erklärtes Ziel: „Ich möchte als ehrenamtlicher Hospizbegleiter arbeiten!“

Damit ist er nicht nur einer der jüngsten, er ist auch einer der nach wie vor wenigen männlichen Begleiter im Hospizverein Steiermark. Die Initialzündung dafür erfolgte just zu einer Zeit, als HospizbegleiterInnen vor ganz besonderen Herausforderungen standen –­ rund um Corona. „Da hat es bei uns in der Gemeinde Live-Übertragungen der Montagsakademie der Uni Graz gegeben. Einer dieser Beiträge hat mich besonders fasziniert – ‚Care und Corona‘ behandelte die Frage, was wir als sorgende Gesellschaft aus dieser speziellen Situation lernen können. Während der Pandemie mussten ja Menschen durchaus einsam versterben, weil sie keine Besuche empfangen durften. Das hat mich beschäftigt“, erzählt der frischgebackene Hospizbegleiter. Christian hat sich dann auf die Suche nach Möglichkeiten, hier aktiv zu werden, gemacht.

Über eine Bekannte erfuhr er vom Hospizverein, schaute nach dem nächsten Termin für eine Grundausbildung und meldete sich an. „Das war eine super Entscheidung, denn diese Zeit dort war einfach irrsinnig interessant. Ich habe viel darüber erfahren, wie man mit Menschen am Ende des Lebens umgehen kann – oder soll. Es wurde mir gezeigt, wie ich für Menschen da sein kann, wie ich helfen kann. Es stirbt ja nicht jeder ruhig und friedlich. Wie arbeitet man Trauer auf? All das war Thema – und ich habe unglaublich großartige Erfahrungen in diesem Seminar gemacht. Das war ein enormer Mehrwert für mein Leben“, schwärmt der junge Mann von seinem Hospizgrundseminar in Kalsdorf. Und betont: „Die Stimmung war toll, die Referentinnen waren toll, ich habe mich rundum wohl gefühlt.“

Christian erzählt dann auch vom Tod seines Großvaters. Ein einschneidendes Erlebnis für den damals Elfjährigen: „Ich durfte dem Opa am Lebensende vorlesen. Und ich habe gemerkt, dass es ihm guttut. Er war glücklich dabei. Das waren schöne Momente. Diese Erfahrung habe ich mit ins Seminar genommen – und dort noch so viel rund um Angst, Hilflosigkeit und Trauer gelernt.“ Deshalb steht es für ihn auch außer Zweifel, im Hospizbereich zu bleiben. „In der Praxis darf ich nun all das erleben, erfahren und anwenden, was ich in der Theorie gelernt habe. Wenn sich einem ein Mensch bei einer Begleitung öffnet, wie ein Buch, dann ist das pure Bereicherung. Es ist ein Wahnsinn, was man als junger Mensch lernen kann, wenn zum Beispiel jemand von ,damals‘ erzählt“, gibt Christian Einblick in seine ersten praktischen Erfahrungen. Und setzt lachend nach: „,So ein fescher junger Mann‘ hat eine Dame begeistert gerufen, als ich zu ihr ins Zimmer kam. Mein Alter wird also durchaus positiv aufgenommen. Diese Dame gibt mir dann auch immer Ratschläge. Etwa: ‚Herz, Hirn und Humor sind die drei wichtigsten Dinge!‘ Oder sie sagt: ‚Immer ein Ziel vor Augen haben. Und wenn es erreicht ist, gleich das nächste in Angriff nehmen!‘ Das nehme ich mit. Das ist einfach wunderbar!“

Seine Umgebung reagiert auf dieses besondere ehrenamtliche Engagement übrigens durchaus begeistert und bewundernd: „Zunächst werde ich zwar meist gefragt: ,Was tust du da überhaupt?‘ Und wenn ich es dann erkläre, sind die Menschen durchwegs begeistert und ich erhalte sehr positive Reaktionen.“ Manchmal bekommt Christian auch zu hören: Dass du dich mit Tod und Trauer umgibst, ist ein Wahnsinn! „Aber für mich ist das nichts Negatives! Im Gegenteil! Da sein, zuhören – das kommt in unserer Gesellschaft ohnehin viel zu kurz. So Sachen wie Schönheit oder Erfolg werden in der Öffentlichkeit und vor allem in den Sozialen Medien sehr hochgehoben. Aber wer beschäftigt sich mit Tod und Trauer? Dabei ist das so enorm wichtig – und auch interessant.“ Außerdem: „Ich nehme sehr viel für mein eigenes Leben mit. Das ist ja ein ganz tolles Instrumentarium, das ich da bekomme. Vieles kann ich beispielsweise auch super im Beruf verwerten – wenn es etwa zu einer hitzigen Situation kommt, weiß ich, wie ich Ruhe reinbringen kann. Und diese Erfahrungen prägen natürlich auch meine Persönlichkeit.“

Mit seiner Begeisterung für die Hospizarbeit hat der künftige Ehrenamtliche mittlerweile auch schon seine Eltern angesteckt: „Mein Vater hat mir sogar schon gesagt: ‚Wenn es bei mir einmal so weit ist, musst du das machen.“ Möge es noch lange nicht eintreten, Christian wird aber auf alle Fälle bestens darauf vorbereitet sein.