Amoklauf in Graz – wir waren da!
In einem eindrucksvollen Zusammenspiel von Landesgeschäftsstelle, Fachbereichsleitung und natürlich Ehrenamtlichen hat der Hospizverein Steiermark nach dem schrecklichen Amoklauf in Graz Kinder, Lehrer*innen, Eltern und Angehörige mit beispiellosem Engagement und höchster Professionalität unterstützt. Die Nachfrage nach „Hospiz macht Schule“ ist seither enorm – Ehrenamtliche sind landesweit im Einsatz.
Da gibt es keine Vorbereitungszeit, da können keine speziellen Materialien ausgearbeitet und Workshops vorbereitet werden – da heißt es Dasein, Zugreifen auf Gelerntes und Erfahrungen und ganz viel Fingerspitzengefühl beweisen!
Es war der 10. Juni dieses Jahres, an dem Graz ein trauriges Stück Geschichte geschrieben hat.
An diesem 10. Juni hat ein 21-Jähriger im BORG Dreierschützengasse, seiner ehemaligen Schule, neun Schüler*innen und eine Lehrerin mit einer Schusswaffe getötet. Ein einschneidender Tag auch für den Hospizverein Steiermark. Obwohl geschockt vom Unfassbaren wurde auf allen Ebenen des Vereins rasch und professionell gehandelt. Social Media-Beiträge, Schreiben an öffentliche Einrichtungen – wir sind da! Wir unterstützen mit Begleitung, Trauerarbeit, vor allem aber mit „Hospiz macht Schule.“
„Ehrenamtliche haben sich umgehend bereit erklärt, in dieser Ausnahmesituation da zu sein. Es haben alle an einem Strang gezogen, sodass wir sofort unser Angebot leisten konnten“, blickt Karin Malle-Suppan, Leiterin von „Hospiz macht Schule“ voll Stolz zurück. Und erinnert sich: „An den Tagen nach dem Amoklauf sind laufend Anfragen von einzelnen Lehrpersonen aber auch von ganzen Schulen eingelangt. Es herrschte Ausnahmezustand und jegliche Unterstützung durch geschulte Personen von außen war willkommen.“
Den Ehrenamtlichen bot sich ein herausforderndes Bild.
„Die Schulen waren verschlossen. Es gab strengste Sicherheitsvorkehrungen. Es herrschte Verunsicherung und Angst“, erinnert sich Tamara Schalk an ihre Einsätze unmittelbar nach der Tat. Und sie erzählt: „Die Schüler*innen waren zum Teil extrem schreckhaft und zuckten bei jedem Geräusch zusammen. Der Vorfall steckte ganz tief in den Kindern und Jugendlichen. Sie haben über Möglichkeiten spekuliert, wo in ihrer Klasse man sich im Ernstfall verstecken könnte. Auch die Tatwaffe war ein großes Thema – einige haben dazu sogar im Internet recherchiert. Burschen haben mit sehr viel Aktivität reagiert, Mädchen waren verschlossener. Wir haben viel Raum für die unterschiedlichsten Gefühle gegeben. Ermutigt, diese zuzulassen und gezeigt, dass sie damit nicht alleine sind. Immer mit Bedacht auf unsere Rolle und darauf, unsere Kompetenzen nicht zu überschreiten. Wir sind keine Psychologen.“ Für die Ehrenamtlichen waren Angst nehmen, Sicherheit geben, Vertrauen und Liebe stärken die wichtigen Themen.
In der Folge haben sich landesweit Schulen gemeldet. In der Mittelschule St. Stefan ob Stainz ist die erste Schulwoche im September zur Projektwoche „Hospiz macht Schule“ ernannt worden. Im Oktober stand die Volksschule Gleinstätten unter dem Zeichen von „Hospiz macht Schule“, auch in Liezen waren die Ehrenamtlichen bereits im Einsatz. Malle-Suppan: „Das Interesse ist enorm, wir müssen derzeit alle Ressourcen mobilisieren. Da bin ich den Ehrenamtlichen sehr dankbar– sie geben wirklich alles.“
Parallel dazu wird auch die Qualität des Angebots weiterentwickelt.
Ende September gab es etwa ein Treffen mit Expert*innen von Polizei, Rotem Kreuz und Krisenintervention, die Einblicke in Abläufe und Hintergründe bei Bedrohungen gaben. „Damit unsere Ehrenamtlichen noch besser mit solchen Situationen – vor allem aber auch mit speziellen Fragen von Kindern und Jugendlichen umgehen können“, betont Malle-Suppan das große Engagement des „Hospiz macht Schule“-Teams.
